FORUM LIMBACH

NEUBAU | UMBAU | EINFAMILIENHAUS

BESCHREIBUNG

Die Vision der Bauherren

Über das Wesen des Menschen: Ist es das Bewusstsein, das uns Menschen von der Natur unterscheidet? „Ich würde mir nicht anmaßen, die Menschen zu belehren, wenn andere sie nicht irreführten“, schreibt Jean Jacques Rousseau. In diesem Sinne darf man nie müde werden, Foren zu schaffen, die das Wesen des Menschen und sein „Bewusst-sein“ zum Inhalt haben.

Das FORUM LIMBACH soll ein Raum des kulturellen Austausches – und nicht nur Bühne – sein. Es soll ein Ort sein, um festgefahrene Gedanken zu verlassen, Tradiertes zu hinterfragen und neue Formen des Erlebens zu gestalten.

Die permanente Ausstellung der Sammlung von 3.000 internationalen Werken der Druckgrafik macht den Ort gleichermaßen zu einem Kompetenzzentrum, das einen langjährig geführten Dialog mit zeitgenössischen „Denkern“ (Künstlern) dokumentiert und weiterführt.

Das erbaute Wohnhaus, bildet als Grundstein gleichsam das Herz des neuen Kulturraumes.

 

BIOGRAFIE EINES HAUSES

Häuser erzählen Geschichten – besonders an alten Bauernhäusern lässt sich oft an der baulichen Substanz ablesen, was, wann unter welchen Bedingungen, und zu welchen Zeiten entstanden ist. Selten ist ein Hof auf der freien Wiese als „großes Ganzes“ geplant.

Wohnhaus als offenes Forum

Neben der stufenweise Revitalisierung und Adaptierung des Bestandes als Ausstellungs- und Atelierräume sollte auch das Wohnhaus des Bauherrn, im Sinne des Konzeptes des offenen Forums, entstehen.

Die Architektinnen wählten für das Haus den Standort des ehemaligen Stalls. Der Neubau übernimmt eine Doppelfunktion, die sich auf den ersten Blick scheinbar widerspricht. Das Haus schließt baulich wieder den Vierkanter und öffnet gleichzeitig den vorher abgeschlossenen Innenhof. Die raffinierte horizontale Zweiteilung des Gebäudes macht diese Offenheit möglich. Das Erdgeschoß ist auf drei Seiten verglast – damit erreichen die Architektinnen, trotz der großen Dimension des Raumes, die Durchlässigkeit.

Strukturelle Teilung

Das Erdgeschoß fungiert außerdem als „Fundament“ auf dem das Haus auf dem Haus steht, das die Privaträume des Bauherrn beinhaltet. Hinauf führt eine freitragende Treppe, die wie ein Zitat zu all den Stiegen und Leitern, die zum Bild eines Bauernhofs gehören, gelesen werden kann. Die Kubatur des Hauses entspricht dem gegenüber liegenden Kellerstöckl.

Das Haus am Haus ist Ost-West gerichtet – die dafür notwendige Drehung aus den Achsen des Bestandes heraus, lässt das Haus wie einen zufälligen Baustein erscheinen – eindeutig ein Neuankömmling in dem Konglomerat. Das rote Haus verstärkt den Eindruck eines Wegesteins, der das Weiterleben des Hofes zelebriert und freundlich seinen künftigen Besuchern entgegenlächelt.

Materialität im Doppel

Auch die Materialtät des Doppelhauses unterscheidet ein „Unten“ und „Oben“. Das rote Haus wird als leichter Holzbau ausgeführt und mit einer Haut aus PUR (Polyurethan) umhüllt. Das Fundament ist ein Betonbau. Die rohen und rauen Sichtbetonoberflächen grenzen sich bewusst von Ziegelwänden des Bestandes ebenso wie vom roten Haus ab.

Die Architektur schreibt sich in die Biografie dieses Hofes ein, vervollständigt ohne zu schließen, ergänzt ohne große Gesten und markiert einen visionären Neuanfang ohne die Natürlichkeit des Bestandes zu überschreiben.

Manuela Hötzl

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